Walibi, Six Flags & Co. - Ein Einblick in die Geschichte der Freizeitpark Gruppen - Talk #43

Nach langer Zeit schreibe ich auch mal wieder ein Talk-Thema und dann gleich auch noch zu einem echt komplexen Thema. Jeder der sich hier in der Parkübersicht auch mal die Parks durchgelesen hat oder sich selbst mit der Geschichte von Parks aus Freizeitpark-Gruppen beschäftigt hat wird einiges von Übernahmen und so weiter gelesen haben. Gerade beim Schreiben meines letzten Artikels zum Bellewaerde Park ist mir das selbst nochmal aufgefallen, was mich inspiriert hat diesen Talk zu schreiben. 

Das Thema ist wirklich relativ komplex und so möchte ich mich jetzt schon entschuldigen wenn der Artikel am Ende doch zu unübersichtlich oder verwirrend wird. Hauptthema des Artikels wird die Walibi-Gruppe sein, sowie der Versuch von Six Flags auch in Europa Fuß zu fassen.

Alleine die Einleitung wird schon schwer wenn man liest, dass die "Walibi-Gruppe" ein Bestandteil der Gruppe "Grévin & Cie" ist, welche selbst ein Bestandteil der "Compagnie des Alpes" ist. Somit ist Walibi selbst eher ein Lizenzprodukt als eine eigene Kette. Doch erstmal zurück zu den Anfängen ins Jahr 1975. Im Dreieck zwischen den belgischen Orten Wavre, Limal und Bierges gründete Eddy Meeùs den ersten Park. Bei der Namensfindung wurden einfach die ersten beiden Buchstaben der drei Orte verwendet, woraus sich das heutige Walibi Belgien entwickelte. Bereits von Anfang an war auch das orangene Känguru Maskottchen des Parks. Zur Parkgruppe wurde das Ganze dann mit der Übernahme von französischen Parks ab Ende der 1980er Jahre:

  • 1989 Walibi Rhône-Alpes
  • 1990 Walibi Schtroumpf (heute Walygator Grand Est; zwischenzeitlich Walibi Lorraine (1998-2006) und Walygator Parc (2007-2020))
  • 1992 Walibi Aquitaine (heute Walygator Sud-Ouest; zwischenzeitlich Walibi Sud-Ouest (2011-2020))
Die beiden "Walygator" Parks gehören seit Mitte der 2010er Jahre der spanischen "Aspro-Parks" Gruppe. Das die Umbenennung zu Walygator Sud-Ouest erst 2021 erfolgte hat mit einer Vereinbarung zur Nutzung des Markennamens zu tun. Wie gesagt Lizenz-Thema.
Weitere Freizeitpark Übernahmen folgten:
  • 1994 Walibi Flevo (heute Walibi Holland; zwischenzeitlich Six Flags Holland (2000-2004) und Walibi World (2005-2010))
  • 1990 Bellewaerde Park (warum man hier auf eine Nutzung des Namen Walibi verzichtet hat konnte ich leider nicht rausfinden)
1998 kann man schließlich als das Jahr des großen Umbruchs bezeichnen. Die rasant wachsende "Premier Parks" Gruppe aus Amerika startete in das Europa Geschäft. Eine Gruppe mit ebenfalls durchaus spannender Geschichte, deren Umfang hier aber wohl zu viel wird. Im gleichen Jahr übernahm Premier Parks für 1,9 Milliarden Dollar aber auch die Six Flags Corporation. Ein weiterer Kauf erfolgte 1999 mit der Warner Bros. Movie World in Bottrop, da sich Warner selbst von allen seinen Freizeitparks trennte. Premier Parks hatte natürlich bereits auf dem amerikanischen Markt die Lizenzen von Warner Bros..
Im Jahr 2000 folgte dann die Umfirmierung zur Six Flags Inc. und für Europa wurde die Six Flags European Division gegründet und die beiden Walibis in Belgien und den Niederlanden zu Six Flags Parks umbenannt. Durch den Verlust der Schlumpf-Lizenzen kam es in Frankreich zur Umbenennung zum Walibi Lorraine. Als weiterer Park der Gruppe wurde 2002 noch die Warner Bros. Movie World Madrid (heute: Parque Warner Madrid) eröffnet, ein Park der mit seinen großen B&M Bahnen wirklich die Erwartungen an einen Six Flags Park erfüllt.
Verkauft wurde das komplette Europa Geschäft dann im Jahr 2004 an einen britischen Finanzinvestor (Palamon), dieser führte die Parks unter dem Namen StarParks weiter. Aus Six Flags Holland und Belgien wurden wieder Walibi Parks. Die Anteile der Movie World Madrid wurden an Time Warner verkauft. Six Flags selbst schloss mit DC Comics und Warner Bros. Verträge zur exklusiven Nutzung der Themen und Charaktere. Welche Rechte Six Flags da genau besitzt konnte ich bei meiner Recherche natürlich nicht rauslesen, aber Fakt ist ja, dass Parque Warner bis heute auch noch die Warner Lizenzen nutzt, während der Movie Park Germany alle Lizenzen verlor und sich somit zum Sorgenkind der Gruppe entwickelte. Und die Rechte für Harry Potter im Freizeitpark liegen ja ganz offensichtlich bei Universal.
Bereits zwei Jahre später, 2006, gingen Bellewaerde und vier Walibi Parks an die französische Kette "Grévin & Cie." Lediglich Walibi Lorraine wurde von einem lokalen Investor übernommen, weshalb der Park seit 2007 als Walygator auftaucht. Der Movie Park blieb noch bis 2010 im Besitz der Investoren, bevor es zum Verkauf an Parques Reunidos kam.
Die "Grévin & Cie." ist ein Unternehmen, das aus dem Parc Astérix hervorgeht. Somit gilt als Gründung das Öffnungsjahr des Parks, 1989. Bis 1999 hieß die Gesellschaft entsprechend auch noch "Parc Astérix SA". Mit dem Kauf von verschiedenen Naturparks und Touristenattraktionen wuchs das Unternehmen stetig weiter und verzeichnete 1997 auch seinen Börsengang. Im besagten Jahr 1999 erfolgte dann der Kauf des traditionsreichen Pariser Wachsfigurenkabinetts Musée Grévin, woraufhin auch der Name "Grévin & Cie." entstand. Im Jahr 2002 wurde die stark wachsende Gruppe dann von der Compagnie des Alpes selbst geschluckt.
Die Compagnie des Alpes ist einer der größten (laut einiger Quellen auch der größte) Betreiber von Wintersportgebieten auf der Welt. In Europa ist man inzwischen der zweitgrößte Betreiber von Freizeitparks. Laut Wikipedia Eintrag wurde mit der Übernahme der fünf Parks aus der StarParks-Gruppe auch der Name "Grévin & Cie." endgültig abgelegt. Die Freizeitparkdivision des Unternehmens wurde in CDAparks umbenannt.

Kommentare